Es ist nicht leicht, am Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts in England eine ehrgeizige Frau zu sein, vor allem, wenn die Ambitionen im Studium der Wissenschaften liegen. Das tiefe Bedürfnis, die Vielfalt der Natur in einen verstehbaren Zusammenhang zu bringen und eine Ordnung darin zu entdecken hat zwar mit dem Geschlecht kaum etwas zu tun – doch ein Blick in die Wissenschaftsgeschichte scheint das Gegenteil zu beweisen: Die bekannten Pioniere der Forschung sind fast ausnahmslos männlich.
Der Autor Donovan Moore selbst war auf Cecilia Payne zufällig auf den Präsentationsfolien einer Astrophysik-Vorlesung gestoßen. Dort war sie zusammen mit Aristoteles und Newton abgebildet – und dem Autor völlig unbekannt. Daraus schloss Donovan Moore, dass es vermutlich kaum jemandem geläufig sein dürfte, dass Cecilia Payne zu den brillantesten AstrophysikerInnen des vergangenen Jahrhunderts gehört. Sie entdeckte, dass die Sterne zum größten Teil aus Wasserstoff bestehen, eine heute zentrale astrophysikalische Erkenntnis. Dies gelang ihr, indem sie als eine der Ersten neue Erkenntnisse der Mikrophysik mit astronomischen Beobachtungen kombinierte. Der Weg zu ihren astrophysikalischen Erkenntnissen war allerdings äußerst schwierig. Und zwar ausschließlich deshalb, weil sie eine Frau war.
Bernhard Herrmann war bis 2004 Leiter der Sternwarte Archenhold in Berlin Treptow und ist Autor zahlreicher Bücher über die Geschichte der Astronomie. Cecilia Payne, sagt er, war mit den Möglichkeiten, die sich ihr als Frau boten, nicht zufrieden.
Sie hätte nach dem Abschluss ihres Studiums Lehrerin werden können. Sie wollte aber forschen, und das ist ein großer Unterschied. Und diese Möglichkeit bestand also bei dem Studium, was sie zunächst gemacht hat, nicht. Ich will nun mal sagen, wie lange das Ganze gedauert hat mit den Frauen an den Universitäten. Die berühmte Princeton University, wo bekanntlich Albert Einstein seine letzten Lebensjahre verbracht hat, die hat wirklich erst 1975 das Frauenstudium zugelassen.
Bernhard Herrmann
Am 10. Mai 1900 kommt Cecilia Payne als Erstgeborene des Anwalts Edward Payne und der Malerin Emma Pertz in London zur Welt. Ihr kindlicher Wissensdurst gilt zunächst der Botanik, und sie übt sich mit großem Eifer in der Klassifikation der Pflanzen.
In ihren Memoiren schreibt sie,
Schon in sehr jungen Jahren habe ich mich dazu entschlossen, Forschung zu betreiben, und wurde von Panik bei dem Gedanken ergriffen, alles könnte
schon herausgefunden sein, bevor ich alt genug wäre, um anzufangen! S. 163
To be continued